Paradies bei Gilsenöd

Großer Brachvogel (Foto: Werner Oertel)
Großer Brachvogel (Foto: Werner Oertel)

Dr. Josef Dachs, ein Botanik-Experte aus unserer Kreisgruppe, berichtete 1998 vom schleichenden Tod eines ganz besonderen Kleinods im Landkreis:

Das Niedermoorgebiet bei Gilsenöd, im Übergangsbereich von der Isar- zur Donauaue, umfasst Streuwiesen, Fettwiesen, Weidengebüsch und aufgelassene Torfstiche entlang des Kurzlüßgrabens zwischen Moos und Thundorf. Diese Flächen sind für den Landkreis Deggendorf und auch für Niederbayern von überragender Bedeutung, da hier ein breites Spektrum regional und überregional bedeutsamer Pflanzenarten erhalten geblieben ist. Ursache für das Überdauern dieses Niedermoorkomplexes sind konstant hohe Grundwasserstände, deren Absinken in benachbarten, früher ebenfalls sehr artenreichen Niedermoores um Obermoos zu einem katastrophalen Artenschwund geführt hat.

Folgende bemerkenswerten Pflanzenarten, fast alle stehen auf der Roten Liste, konnten bei Gilsenöd bislang beobachtet werden:

Kantenlauch, Duftlauch, Davallsegge, Filzsegge, Saumsegge, Knollige Kratzdistel, Schneide, Fleischfarbenes Knabenkraut incl. zweier seltener Varietäten (einzige bekannte Population in Ndb.), Prachtnelke, Einspelziges Sumpfried, Weiße Sumpfwurz, Breitblättriges Wollgras, Lungen Enzian, Rauhes Mariengras und weitere sechzehn Arten wären noch zu nennen. Das Vorkommen des Fettkrauts ist schon vor vielen jahren erloschen.

Die Vogelwelt ist unter anderem mit Bekassine, Großem Brachvogel, Kiebitz und Rohreihe vertreten.

Kaum untersucht ist die Insektenflora dieses Gebiets, zumindest wurden hier schon  die Raupen des Schwalbenschwanzes auf einer seiner Futterpflanzen, dem Sumpf-Haarstrang gesehen.

Die meisten Streuwiesen sind in den letzten Jahren erheblich verfilzt und verbuscht, da die klassische Nutzung fast vollständig aufgegeben worden ist. Stellenweise versuchen Landwirte immer wieder, die Nasswiesen in Ackerland umzuwandeln, wegen der anhaltend hohen Grundwasserstände aber bislang nur mit geringem Erfolg.

 

Die LBV Kreisgruppe bemüht sich seit einiger Zeit darum, dass das Gebiet erhalten werden kann. Mit dem Erwerb von Grundstücken in den Jahren 2000, 2002, 2005 und 2009, ein weiterer Ankauf steht bevor, und einem Pflege- und Entwicklungkonzept hoffen wir die geschrumpften Minipopulationen einzelner Pflanzenarten wieder zu vergrößern. Ein großartiges Naturerbe des Landkreises Deggendorf kann hoffentlich dadurch in seinem Bestand gesichert werden.